Als ich 1998 meine Karriere als Fotograf begann, startete ich mit Studioblitzen und zwei kleinen Schirmen als Lichtformer. Meistens nutzte ich sie für Umweltporträts on location. Ein Schirm schuf das Umgebungslicht im Raum, der andere erhellte das Gesicht des Motivs. Dieses einfache Setup war der Beginn meiner Reise als Fotograf und Lichtgestalter. Auch nach 25 Jahren sind Schirme ein fester Bestandteil meiner täglichen Arbeit.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie ich mit Schirmen arbeite. Ich teile Bilder und Erfahrungen aus einem kürzlich durchgeführten Test und bin überzeugt, dass dir diese drei Shootings neue Inspiration geben, wie du Schirme in deiner Fotografie in den kommenden Jahren verwenden kannst.
Schirme gibt es in zwei Grundtypen – einen flachen Standardschirm und einen tiefen, sogenannten Deep Umbrella. Die flachen Schirme von Elinchrom sind exzellente Lichtformer für weiches, diffuses Licht mit großer Reichweite. Ideal: schnell aufgebaut und perfekt für Gruppenfotos.Tiefe Schirme liefern konzentrierteres Licht mit hohem Kontrast – perfekt für Beauty- und Fashionporträts.
Beide Schirmtypen sind in drei Varianten erhältlich: transluzent, weiß und silber.
Im ersten Bild dieser Serie nutzte ich den Elinchrom Deep Umbrella Transparent mit einer schwarzen Rückwand, deren Innenseite silberbeschichtet ist. Dieser Schirm dient als Diffusor – das Licht wird durch ihn hindurchgeführt und die schwarze Rückwand verhindert Rückstreuung, sodass keine unerwünschten Reflexionen im Raum entstehen.
Wenn Licht von Wänden und anderen Elementen reflektiert wird, können Farbverfälschungen am Motiv entstehen. Deshalb ist die Lichtkontrolle beim Fotografieren entscheidend. Das Licht eines Deep Umbrella mit Rückwand ähnelt dem einer Softbox. Du wirst feststellen, dass der Übergang von Schatten zu Mitteltönen sehr sanft ist und der Hintergrund heller wirkt als bei den anderen Varianten dieses Tests.
Im zweiten Bild verwendete ich einen Deep Umbrella White. Dieser Schirm reflektiert das Licht, indem der Blitz vom Motiv weg gerichtet wird, was zu weniger Reflexen, etwas mehr Wärme und einem dunkleren Hintergrund führt.
Für das dritte Bild erzeugte ich einen indirekten Softbox-Effekt, indem ich einen transluzenten Diffusor an den tiefen weißen Schirm montierte. Dadurch erhielt das Bild rund 200 K mehr Wärme, Reflexionen wurden weiter reduziert und der Kontrast zwischen Licht und Schatten wurde weicher ausgeglichen.
Im vierten Test kam der Deep Silver Umbrella zum Einsatz, der im Vergleich zur transluzenten Version ein schärferes Licht erzeugt. Mehr Kontrast bringt stärkere Spekularlichtreflexe und mehr Struktur, während der Hintergrund dunkler bleibt – für einen fokussierteren Look.
Abschließend testeten wir den Deep Silver Umbrella mit transparentem Diffusor. Das Licht behielt die gleiche Spekularität und Detailzeichnung wie beim weißen Schirm mit Diffusor, während der erhöhte Kontrast des Silber-Schirms erhalten blieb.
Dieses Lichtsetup entstand in einem meiner Workshops, als ein Teilnehmer ein Porträt nachstellen wollte, das von einer Lichtsäule beleuchtet wirkt. Inspiriert von seiner Vorstellung perfektionierte ich das Konzept und fotografierte meinen Kollegen Jerry Stevens. Für seine makellose Retusche kann ich jedoch keinen Anspruch erheben.
Ich setzte nur einen Lichtformer ein: den Elinchrom Deep Silver Umbrella. Das Licht positionierte ich etwa 1,8–2,4 m rechts vom Motiv, wobei der untere Rand des Schirms auf Kinnhöhe lag. Anschließend blockierte ich das seitlich austretende Licht mit einem V‑Flat und einer 50×75 cm-Flagge, die sich an der Vorderkante auf Kinnhöhe überlappten. So entstand eine L‑förmige Abschattung, die das Licht nur auf die Vorderseite von Jerrys Gesicht richtete. Jerry verstärkte den Effekt, indem er sich leicht in den Schattenbereich lehnte.
Der V‑Flat verhinderte, dass Licht den Hintergrund traf. Ohne ihn wäre der Hintergrund heller als sein Gesicht gewesen. Zusätzlich platzierte ich rechts neben dem Motiv eine weiße Reflektorfläche, die die Schatten sanft aufhellte. Die optimale Platzierung von V‑Flat und Reflektor findet man recht leicht, wenn man in einem dunklen Umfeld mit nur dem Blitz arbeitet.
Was ich an Workshops liebe, ist, wenn Teilnehmer Beispielbilder mitbringen und wir gemeinsam etwas davon abgeleitetes erstellen!Für dieses Setup nutzten wir einen Elinchrom 105 cm Deep White Umbrella, um dem Bild eine fokussierte, leicht raue Lichtstimmung zu verleihen. Nachdem das Model geflochtene Haare erhielt, mit Erde bedeckt und mit Ketchup angerührt wurde, entstand dieses Profilporträt mit „Game of Thrones“-Atmosphäre.
Die Lichtquelle positionierten wir oben und hinter dem Model, sodass das Licht durch Rauchschwaden einer Nebelmaschine fiel. Den Look rundeten wir ab, indem wir den Weißabgleich auf 4800 K setzten.
Eine dritte Möglichkeit, deine Schirme zu nutzen, ist das Ausleuchten des Hintergrunds. Wenn du auf beiden Seiten des Hintergrunds ein Licht mit Schirm platzierst, erreichst du deutlich gleichmäßigere Beleuchtung als mit Standardreflektoren.Ich empfehle jedoch nicht, hierfür einen transluzenten Schirm zu verwenden, da das Licht überall verstreut wird und vermutlich dein Motiv trifft.Wähle stattdessen weiße oder silberne Schirme und positioniere sie so, dass dein Motiv das Innere der Schirme nicht sehen kann. Alternativ kannst du ein dezentes Gegenlicht erzeugen, indem du die Schirme so ausrichtest, dass das Motiv einen Hauch des Innenschirms sieht.
In diesem Artikel habe ich die gängigsten Methoden vorgestellt, wie ich Schirme in meiner Fotografie einsetze – einfach, effektiv und mit tollen Ergebnissen. Genau wofür diese Lichtformer stehen.
Stell dir vor, du hast ein Kit mit zwei Elinchrom THREEs und einer Stativtasche mit zwei Stativen sowie zwei Schirmen mit transparenten Diffusoren. Mit diesem superkompakten Setup kannst du nahezu alle Fotoprojekte beleuchten – vom Hochzeitsshooting und Unternehmensporträts bis zu Food- und Editorial-Fotografie. In wenigen Minuten bist du startklar und kannst drinnen wie draußen arbeiten. Nur deine Vorstellungskraft hält dich von deinem nächsten Abenteuer ab!
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Über John Gress:
Seit über 20 Jahren erstellt der in Chicago ansässige Fotograf John Gress beeindruckende Fotos und Videos für einige der größten US-Marken und internationale Medien. Seine Arbeit umfasst Werbung, Porträt- und Beauty-Videos sowie Actionfotografie von Profi-Athleten. Das „Professional Photographer Magazine“ bezeichnet Gress als einen der führenden Lichtexperten des Landes.